Geschichte des Daoismus
Die Geschichte des Daoismus und der Laozi-Rezeption ist in die chinesische Geschichte als Ganze verflochten.
Am Anfang stand die Dao-Kultur in enger Verbindung mit den schamanischen und animistischen Kulten der chinesischen Stämme. Noch bis heute hat sich davon Vieles, in bewusster oder unbewusster Gestalt, im Alltag und im geistigen Leben erhalten. Neben den reichhaltigen schriftlichen Aufzeichnungen war die mündliche Überlieferung vom Meister an den Schüler über viele Generationen hinweg ein Hauptstrom für Entwicklung und Überlieferung der großen Methode des Dao.
Konfuzianer interpretieren den Daoismus
Im Laufe der chinesischen Geistesgeschichte versuchten die verschiedensten philosophischen Zweige mit ihrer eigenen Ausdeutung am Dao-Begriff zu partizipieren und griffen dazu auch auf die Überlieferungen des frühen Daoismus und die Texte des Laozi zurück. Nicht zuletzt die Konfuzianer konnten mit ihrer Interpretation des Dao-Begriffs ihre schulübergreifende Ausstrahlung befestigen.
Die philosophischen, spirituellen und medizinischen Meditationen des Laozi und die durch sie freigelegten Lehren stießen auch immer wieder auf die Kraftfelder der religiösen und bürokratischen Hierarchien in China, wurden abgestoßen, absorbiert oder eingebunden. Dies blieb nicht ohne entsprechende Auswirkungen auf die Quellenlage. So prägte das Etikett "Daoismus" im Laufe seiner Geschichte ganz unterschiedliche Gesichter aus; in seiner Beurteilung im Westen spiegeln sich diese Widersprüche. Wirtschaftsethik (Max Weber), Wissenschaftstheorie (Joseph Needham) und Religionswissenschaft (Anna Seidel), um hier nur drei historische Ansatzpunkte zu nennen, folgen ihren jeweils eigenen Leitbildern und bringen unterschiedliche Bilder des Komplexes "Daoismus" hervor.
Die folgenden Artikel beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit historischen Fragen zum Daoismus und zur eigentlichen De-Dao-Kultur, zur Geschichte des chinesisch-europäischen Kulturaustauschs und zur Rezeptionsgeschichte der Dao-Klassiker in China und im Westen. Dabei soll natürlich auch unsere eigene Position als Teil der überlieferten Lehre deutlich werden und sich im neuen interkulturellen Kontext bewähren und weiterentwickeln.
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